Dienstag, 20. August 2019

Hitze

Erst mit der aktuellen Hitze hier draußen merke ich, wie fett ich eigentlich bin.
Wenn man dünner ist, friert man schneller; man fängt aber auch nicht sofort an zu schwitzen wie ein Schwein.
Man kann kürzere Sachen anziehen, ohne auszusehen wie ein Walross.
Ich weiß nicht, was die letzten Wochen vor Semesterende passiert ist, aber der Status bleibt: Ich kann einfach nicht aufhören zu fressen.
Eben gerade stand ich vor meinem Bücherregal auf der Suche nach etwas zu lesen. Ich - Germanist durch und durch - habe natürlich nichts, was normaler, langweiliger Unterhaltungsliteratur gleich kommt, sondern müsste eigentlich mal Arnes Nachlass oder Der Prozess fertig lesen. Mache ich es? Nein. Denn ich versuche es nicht einmal. Immer wieder denke ich mir, heute ist mir das zu anstrengend, das mache ich morgen. Ja, und was mache ich am nächsten Tag?
Genau.
Nichts.
Chinesisch wollte ich lernen - habe nichts gemacht.
Wollte dafür sorgen, dass ich das, was ich gelernt habe, im Langzeitgedächtnis behalte; ergo fast täglich nochmal alles durchgehen, zumindest am Angang - habe nichts gemacht.
Ich hasse mich. Würde am liebsten den ganzen im Bett liegen und fressen und nichts tun.
Und fressen.

Himmel, im Moment bin ich wieder so weit, dass ich mich am liebsten umbringen würde.

Freitag, 8. Dezember 2017

Was auch immer

Ich sitze hier und heule, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.
Ich stopfe mich mit essen voll, kotze es wieder aus.
Ich merke, dass ich zunehme.
Und ich ändere nichts, kann nichts ändern. Das Leben versucht mir in zu kurzer Zeit zu wichtige Menschen zu nehmen. Und dann bin ich zu Hause, schließe mich in meinem Zimmer ein, weil ich es nicht ertrage, meine Oma zu sehen. Ihr Geheule, dass Opa tot ist, dass sie alleine ist, dass sie nicht mehr kann. Papas Geheule, dass er nun alleine ist und wie froh er doch ist, dass ich wieder zu Hause bin.
Und ich? Hasse es. Hasse alles, will hier weg und kann es nicht, weil wir kack Studenten kein kack Geld haben. Drei Jahre muss ich hier noch mindestens bleiben. Ich schaffe nicht einmal eine Woche, ohne durchzudrehen. Aber das sage ich nicht. Nein. Als Einzige in diesem Haus kann ich auch mal meine Fresse halten.
Ich weiß, dass ist gemein, ich sollte nicht so über meine Familie reden. Aber ich tue es. Alles kotzt mich im Moment an. Ich bin traurig, verzweifelt, einsam. Ich falle zurück in ein Loch, aus dem ich dachte, ich sei wieder draußen. Haha. Echt guter Witz...

Freitag, 1. Dezember 2017

73,6

Schon lustig irgendwie.
Einerseits weiß man, bereits mehr als zehn Kilo runter zu sein, andererseits weiß man aber auch, dass man schon einmal viel weniger gewogen hat und sich einfach nur fett findet.
Immerhin klappt es, ich kotze mir nicht mehr täglich die Seele aus dem Leib und nehme ab als zu, dennoch kann ich mich nicht wirklich darüber freuen.
Ich will mich freuen. Ich will mich endlich wieder im Spiegel sehen und mich schön finden. Bis dahin ist es noch ein so langer Weg... meine Haare sind zerzaust, ich bin fett, die Klamotten in meinem Schrank entweder (inzwischen) zu groß oder zu klein. Das Gesicht so rund und klobig.

Wenn ich erst mein Ziel erreicht habe, wird alles anders.
Dann wird die Beziehung mit S wieder besser laufen. Ich werde an meinem Aussehen noch etwas ändern und endlich die Person sein, die ich in Gedanken schon bin.

Keine Ahnung, wie viele Jahre ich inzwischen mit dieser Essstörung kämpfe. Wie lange ich zugenommen habe, immer mehr und mehr.
Aber wenn es jetzt klappt, dann gut. Dann soll es aber auch schnell gehen.